Wie ist die aktuelle Situation in den Kindertageseinrichtungen? Welche Ausbildungswege gibt es (Vollzeit/PivA)? Welche Ausbildungsinhalte werden vermittelt? Wo kommt man an seine Grenzen? Was sind die Wünsche der angehenden Erzieher*innen für die nächsten 10 Jahre?
All diese Fragen waren Inhalt des Interviews am 7. Dezember 2023, das Frau Wassmuth-Gumbel vom Mannheimer Morgen mit Natalie Fritsch und Tim Lampe (angehende Erzieher*innen im dritten Ausbildungsjahr) zur aktuellen Situation in den Kindertagesstätten führte.
Die beiden Studierenden berichteten u. a. von ihrem Werdegang, der sie zu dem Erzieher*innen-Beruf geführt hat. Tim Lampe wusste schon sehr früh, dass er mit Kindern arbeiten möchte. Er absolvierte bereits sein erstes Praktikum in einer Kindertagesstätte. Das war in der 7. Klasse einer Realschule. Geprägt von seinem familiären Umfeld (Eltern und Großeltern sind in sozialen Berufen tätig) war für ihn klar: „Es ist ein gutes Gefühl, etwas Gutes zu tun.“ Bei Natalie Fritsch entwickelte sich der Wunsch, diesen Beruf auszuüben erst später. Sie absolvierte die Fachhochschulreife Richtung Mediengestaltung, stellte dann aber bei einem FSJ in einer Kindertageseinrichtung fest, wie viel Freude es macht, mit Kindern zu arbeiten. „Gerade bei der kreativen Arbeit sind Kinder unvoreingenommen, probieren vieles aus, sind erfinderisch“ so Natalie Fritsch. Diese Erfahrung veranlasste sie, einen ganz anderen Weg einzuschlagen und die Ausbildung zur Erzieherin zu ergreifen.
Beide Studierende ...
...haben sich gegen die Vollzeitausbildung und für die praxisintegrierte vergütete Ausbildung (PivA) entschieden. Diese Ausbildung hat den Vorteil, dass von Anfang an eine adäquate Verzahnung von Theorie und Praxis stattfindet. Alles, was die Auszubildenden in der Schule lernen, können sie direkt in der Kindertagesstätte umsetzen bzw. theoretisch reflektieren und ihr Handeln stetig professionalisieren. Allerdings ist die Arbeitsbelastung höher als in der Vollzeitausbildung. Für die Vorbereitung auf Klausuren bleibt nur der Abend oder das Wochenende, um zu lernen.
Als Herausforderung in diesem Beruf sehen sie u. a.
- Vielfältige Erwartungen der Eltern, die heute mehr Forderungen an die frühkindliche Bildung stellen als früher.
- Personalmangel in den Einrichtungen führt oft dazu, dass geplante Projekte für die Kinder nicht stattfinden können.
- Zentrale Träger, die nicht vor Ort sind und Entscheidungen treffen, die dann von der jeweiligen Einrichtung umgesetzt werden müssen.
Bei der Frage nach den Ausbildungsinhalten, die am meisten Spaß machen, sind sich Tim Lampe und Natalie Fritsch einig: Entwicklungspsychologie. Das Verhalten der Kinder in bestimmten Situationen professionell einordnen und verstehen, die eigene Biografie begreifen – das ist sehr spannend.
Die Ausbildung ist breit gefächert. Nicht nur Pädagogik und Psychologie werden gelehrt. Die Studierenden beschäftigen sich auch mit rechtlichen Inhalten (Was bedeutet Aufsichtspflicht? Wie sind die eigenen Arbeitsverträge gestaltet? Welche arbeitsrechtlichen Belange sind in diesem Beruf von Bedeutung?). Weitere Lerninhalte sind das Führen von Elterngesprächen sowie die Arbeit im Team und die Kooperation in Netzwerken.
Gefragt nach ihren Wünschen für die nächsten 10 Jahre antworteten sie, dass es schön wäre, wenn das Bild des Erzieher-Berufs mehr positive Außenwirkung, mehr Wertschätzung erfahren würde, wenn der Öffentlichkeit bewusst würde, wie breit angelegt die Ausbildung, wie vielfältig das Tätigkeitsfeld ist. Die Möglichkeit der Spezialisierung ist groß: Inklusion, Ernährung, Sprachförderung oder eine Weiterbildung im Bereich der Montessori Pädagogik – um nur einige zu nennen.
Das Fazit dieses Interviews ist eindeutig: Erzieher*innen in der heutigen Zeit stehen vor großen Herausforderungen, aber Herausforderungen sind dazu da, um an ihnen zu wachsen. Der Beruf mit Kindern ist bereichernd, man wird sich der eigenen Vorbildfunktion bewusst und lernt für die eigene Entwicklung immer weiter dazu.
Text und Foto: Jutta Eschelbach